Der neue Trend: Schnitzeljagd- Hochzeit in Zeiten von Corona

 

Das Leben hat sich verändert. Nerven zerraubende Momente, Tage, Wochen, Monate. Eine Pandemie, die den Atem anhält. Für eine ganze Welt.

Viele Paare verschieben ihre Hochzeit nun schon zum 2. oder 3.Mal. Ängste, Sorgen. Hoffnung da, wo im gleichen Moment eigentlich schon wieder alles zu zerbrechen droht.

Niemand weiss wie, und vor Allem wann es weitergeht. Ein normales Leben? Da ist wohl länger noch nicht dran zu denken. Wir werden mit der Pandemie leben müssen - ganz egal wann sie enden mag.

Brautpaare und Dienstleister der Branche erleben seit März 2020 Berg- und Talfahrten. Dienstleister stehen vor dem Wegbruch ihrer Existenz, Brautpaare vor dem Zusammensturz all ihrer Hoffnungen in einen ins Detail geplanten Tag voller Liebe und Umarmungen - und am Ende vielleicht sogar vor einem Schuldenberg, weil sich manches nicht stornieren oder verschieben ließ.

Weil es weitergehen muss - denn die Erde dreht sich einfach immer weiter - entdecken wir gemeinsam, Dienstleister wie Brautpaare ganz neue Horizonte, wie Hochzeiten auch in Zeiten der Pandemie stattfinden können.

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Viele Personen an einem Fleck - verboten. Keine Umarmungen. Masken überall. Kaum jemand möchte sich seine Hochzeit so vorstellen. Eisiges Fazit: verschieben. Leider können Dienstleister in vielen Fällen dieser Entscheidung nicht mitziehen, denn jede ausgefallene Hochzeit bedeutet kein Einkommen.

Dennoch - und Gott sei Dank - gibt es viele Paare, die mit dem Ehe-Bund nicht warten und ihren gemeinsamen Lebensweg auch auf Papier bringen möchten, mit Ring am Finger und dem Gefühl, endlich Mann und Frau zu sein.

Doch wie kann eine Hochzeit aussehen, wenn die Lieben nicht eingeladen werden dürfen und eine große Party einfach komplett ausgeschlossen ist?

Der neue Trend: Die Schnitzeljagd- Hochzeit

Janette und Uwe sind ein Paar von jenen, die sich getraut haben. Einen Tag ach ihrer Hochzeit gestanden sie mir völlig überwältigt: “Mel, wie sind überwältigt, was wir gestern für einen Tag erleben durften. Wir können es immer noch nicht glauben, was da gestern alles passiert ist. Eigentlich wären wir nur im kleinsten Kreise essen gegangen - und dann nach Hause.”

Was den Beiden am Tag ihrer standesamtlichen Hochzeit widerfahren ist, möchte ich Euch gerne in diesem Blogbeitrag erzählen. Zuerst sei gesagt: Janette und Uwe wollten schon zu Anfang der Pandemie in 2020 heiraten. Zu diesem Zeitpunkt konnten sie sich ein Masken-Tragen im Standesamt nicht vorstellen. Erlaubt war nur ein Bruchteil der Familie und Freunde als Gäste. Also verschoben sie auf 2021 - in der Hoffnung, dass alles besser werden würde.

Fehlanzeige.

Beinahe noch schlimmer und fester angezurrt waren die Bestimmungen als noch vor einem Jahr. Aber Janette und Uwe wollten es nun endlich tun und gaben dem Ganzen eine zweite Chance. Ihr Mut sollte belohnt werden, denn der Tag war für die Beiden unvergessen.

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“Weisst Du Mel, wir wollen jetzt auch nicht mehr darauf warten, dass es irgendwann besser wird. Die Frage ist ja auch, was ist besser? Vielleicht ist einer unseren Lieben dann nicht mehr bei uns, wenn wir weiter warten. Gibt es einen perfekten Zeitpunkt? Für uns nicht. Für uns konnte es keine bessere Zeit geben als JETZT. Denn wir wollten einfach endlich heiraten. Die Liebe kennt keine Hindernisse!”

Der Tag der standesamtlichen Hochzeit

Ich als Fotografin war ursprünglich für 2 Stunden gebucht und sollte die Trauung im Standesamt fotografieren, dann ein paar Gruppenbilder mit Familie und Trauzeugen einfangen - danach zum Brautpaarshooting. Das war’s. So, wie es sonst so üblich ist und wie man es sonst halt so kennt.

Ein paar Tage vorher bekam ich einen Anruf von Janette und Uwe “Du Mel, es ist alles anders! Unsere Freunde und unsere Familie haben etwas vorbereitet. Wir haben eine “Route” zugewiesen bekommen mit verschiedenen Standorten. Es heisst, wir sollen jeden Punkt nach und nach abfahren. Mel, was da kommt….. keine Ahnung…. hast Du Zeit - für paar Stunden mehr? Es heisst auch, dass sich alle Beteiligten am Tag selbst noch im Test-Zentrum testen lassen, damit niemand einer Gefahr ausgesetzt ist.”

In Zeiten von Corona lernt man mit Flexibilität noch besser umzugehen. Klar hatte ich Zeit. Ich selbst machte einen Schnelltest und wusste, ich bleibe natürlich auf Abstand.

Es war soweit. Alles wie geplant, aber dann doch wieder anders. Gruppenfotos vor dem Standesamt-verboten. Im Standesamt selbst jetzt nur noch 10 Personen erlaubt, natürlich mit Maske und Abstand.

Nach der Trauung ging es sofort los zum Brautpaarshooting. Freunde und Familie machten sich in der Zeit zu den Standorten. Wie aufregend! Ich wusste da schon, dass es gut werden würde. Einfach mal so ganz anders als man es sonst so kennt - mein Körper war voller positiver Anspannung - ich hätte platzen können vor kreativer Freude und Bock auf diesen geilen Tag!

Schnitzeljagd - die Stationen

Man kann sich kaum vorstellen, das man es schaffen kann, einen kompletten Hochzeitstag mit einer Schnitzeljagd “nachzustellen”. Jeder Standort an sich war komplett von Familie und Freunden liebevoll durchgeplant, um dem Brautpaar einen unvergesslichen Tag zu bescheren.

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Station 1 - der Sektempfang und die süßen Häppchen

Ich fand es schon so aufregend, nach dem Shooting ins Auto zu steigen und zum ersten Standort zu fahren. Was uns da wohl erwartete? Hupend und winkend wurden Janette und Uwe empfangen. Janettes Freunde baten einen Sektempfang der Superlative. Mit selbstgemachten Donuts und leckerem Sekt wurde angestoßen. Danach wurde ein Bilderrahmen überreicht, in den jeder Gast seinen Namen auf ein Holzherzchen schreiben soll. Der Rahmen war stetiger Begleiter zu allen Standorten, damit sich jeder “Gast”verweisen konnte . Kleines Gruppenfoto mit dem Brautpaar - und weiter ging’s.

Station 2 - herzhafte Häppchen und Getränke mit Uwes Pflegefamilie

Es wurde erzählt und gelacht. Im Kofferraum ein großes Buffet an Leckereien. Geschenke wurden überreicht. Vielleicht ist noch wichtig zu erwähnen, dass generell 30 Minuten pro Standort eingeplant waren. So war es leicht, sich an Zeiten zu halten.

Station 3 - verrückte Gruppenfotos mit dem Brautpaar und Getränke

Die Freunde von Uwe warteten bei Station 3. Wir hatten Tränen in den Augen vor Lachen. Auch hier wurde wieder 30 Minuten viel erzählt.

Station 4 - Herztuch zerschneiden, Gesangseinlage mit Gitarre, Torte anschneiden

Aufgeregt wartete die Familie des Bräutigams an einer Lichtung auf uns. Gebührend wurde das Brautpaar begrüßt - es wurde sogar ein bisschen Reis geworfen :) Danach der Klassiker: Schneidet das Herz aus dem Tuch - die Braut wird dann durch das Tuch getragen. Ich war selbst total aufgeregt, weil Janette und Uwe in ihrer kleiner Blase gar nicht mitbekommen hatten, dass die ganze Zeit ein Sänger mit Gitarre hinter dem Tuch stand und wartete, bis sie ihn das erste Mal entdecken würden. Das Tuch war zerschnitten - und erste Tränen kullerten. Das Lieblingslied der Beiden! UAAAH! Selbst ich musste mit den Tränen kämpfen. Überraschung sowas von geglückt! Als der Sänger zur Seite trat - die nächste Überraschung. Eine Hochzeitstorte. So wie sich das auf einer Hochzeit halt gehört :) Nach dem Anschnitt und einem schnellen kleinen Gruppenfoto ging es weiter.

Station 5 - anstoßen mit alkoholfreiem Sekt und kleine Spiele

Die Familie der Braut wartete mit kleinen vorbereiteten Spielen am nächsten Standort. Was haben wir gelacht. Es war einfach nur herzerfrischend.

Station 6 - der Hochzeitstanz

Bei der letzten Station hatten Freunde Kerzen im Kreis aufgestellt und das Lieblingslied der Beiden über eine Box laufen lassen. Was für ein krönender Abschluss. Janette und Uwe tanzten glückselig im Kerzenkreis ihren ersten Tanz als Mann und Frau.

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Danach war die Zeit mit den Beiden für mich vorbei. Völlig überwältigt lag ich zu Hause im Bett und konnte ewig nicht einschlafen. Zutiefst berührt und voller liebevoller Eindrücke und Momente versuchte ich, in den Schlaf zu kommen. Was die Familie und die Freunde da geleistet haben, bleibt ein unfassbares Geschenk für die Beiden, aber auch für mich. Es ist so schön zu sehen, dass Liebe immer alles schaffen kann…. dass es auch anders geht und dass es sich lohnt, seinen Blick in andere Richtungen zu lenken.

“…….. eigentlich wären wir jetzt im Normalfall einfach nur essen gegangen!”

- ein Satz, der mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird. Und auch wenn die ganz großen Hochzeiten derzeit noch nicht in dem Maße stattfinden dürfen, so ist es in jedem Fall wert, sich trotz Pandemie das “Ja-Wort” zu geben, ohne auf seine Familie und Freunde verzichten zu müssen.

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Mel Ende