Wenn Du nicht online bist, bist Du raus!!!!

 

 

“Ich nutze noch das alte Nokia von vor 15 Jahren. Mein Akku hält 4 Monate!” sagte meine Mutter, als ich Ihr die Vorteile von WhatsApp & Co. vermitteln wollte. Ihr Handy ist nicht einmal WhatsApp fähig — das Display nicht einmal in Farbe. Wie, der Akku hält 4 Monate? Meiner hält 1 Tag — wenn überhaupt-wegen Facebook, WhatsApp, Email, Instagram, Snapchat.….… Gott sei Dank habe ich jetzt den fetten externen Akku immer dabei (oder auch Powerbank genannt ) — damit kann ich mein Handy sogar mehrmals am Tag aufladen. *Ironie aus*

“Warum hast Du immer und immer wieder Dein Handy in der Hand?!” fragte er mich bei dem DvD-Abend, den wir schon so lange geplant hatten. Die Antwort zu diesem Zeitpunkt ganz einfach: Weil ich mich daran gewöhnt hatte, immer erreichbar zu sein. Ich habe mich zu dem Zeitpunkt nicht schlecht gefühlt. Jetzt tu ich es.……

Ich gehe mittlerweile ins Kino, anstatt Filme zu Hause zu schauen. Weil ich mich zu Hause nicht mehr auf Filme konzentrieren kann. Im Kino muss man das Handy aus machen oder wenigstens auf lautlos. Das ist ein Joker!!! Zu Hause lenkt mich immer irgendetwas ab. Erst war ich stolz darauf, dass ich nie vor der Glotze hänge. Aber warum tue ich das nicht? Weil ich arbeite. Jeden Abend — und anstatt vor der Glotze zu sitzen, sitze ich vor dem PC, vor Facebook, vor Instagram. Like das, was mir gefällt, poste das, was wichtig ist und was zeigt — jo, die Mel ist fleißig. Warum tu ich das? Keine Frage, ich liebe alles, was mit der Fotografie zusammenhängt, dennoch wird mir doch irgendwie von der Gesellschaft auferlegt, was ich tun muss, um vermeintlich erfolgreich zu sein. Stimmt’s?

Muss man im Gespräch bleiben? Irgendwie schon.….! Wenn Du nicht mithältst, bist Du RAUS! Wenn man länger nichts von Dir hört und liest, bist DU KEIN potentieller Kandidat mehr für den Markt. Ist das so? Wenn man sich so umguckt und mal genauer hinsieht — es wird einem doch so vermittelt. Online — am besten 24 Stunden am Stück! Leck mich am Arsch!!!

2003 wurde ich Mitglied einer kölschen Frauenband im Karneval in Köln. Ich war alleinerziehend- wie heute. Mit 3 Jobs. Und einem Kind. Ich habe gedacht, das muss alles so sein- und geklappt hat das auch irgendwie. Und am Ende, jetzt betrachtet — habe ich oft einfach nur funktioniert. Um vorne mitspielen zu wollen, musste man wirklich vieles tun. Niemand kann sich vorstellen, was das alles bedeutet hat. Da läuft nichts automatisch oder so.… man muss hart arbeiten und Dinge tun, hinter denen man nicht steht. Ich habe Dinge getan, die ich nicht wollte. Ich habe mich so sehr gesträubt dagegen.…. aber man sagte, ich müsse es tun. DAS sei der einzige Weg!!! Ich fühlte mich gefangen in mir selbst. Denn ich war einfach nicht mehr ich!

In den letzten Jahren musste man zu jedem neuen Karnevals-Titel der Session ein Musikvideo machen. Marketing deluxe. In Köln!!! Als kölsche Band!!! Ich bin doch nicht Michael Jackson! Ich bin doch kein Popstar! Ich bin einfach nur ein Mensch, der singen und Musik machen wollen. So wie ich heute auch nur fotografieren und meine Kunden glücklich machen will. DAS ist mein einziges Ziel. Wozu brauche ich all die vielen Follower, und jemand, der viele Follower hat - ist der jetzt ein Popstar?

In der Musikbranche damals habe ich Menschen getroffen, die heute nicht mehr leben. Weil sie einfach umgekippt sind. Einfach so. Menschen, die angesehen waren — die jeder kannte — und auf einmal waren sie entweder tot, hatten Burn Out oder waren einsam und ausgebrannt. Weil sie ihr komplettes soziales Umfeld auf anderen Bahnen gelebt haben.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir am Ende alle gleich sind. Wenn wir krank werden darüber, ist aus der vermeintlichen social-Media Welt niemand da, der an Deinem Krankenbett sitzt und Deine Hand hält.

Das, was ich sage, mag manchem ein Dorn im Auge sein. Bitteschön  Es ist mir JETZT einfach egal. Denn es muss einfach auch mal gesagt werden!

 

FACEBOOK

- eine perfekte Chronik musst Du haben. Am Besten TÄGLICH etwas posten. Warum? Ganz einfach. Müssen musst Du natürlich gar nichts — aber wenn Du das nicht machst, bist Du ganz einfach RAUS! Wie oft habe ich in letzter Zeit gedacht, was DARAN noch glücklich machen soll? Ganz ehrlich — manchmal ist das doch wahnsinnige Reizüberflutung und meine Gedanken sehnen sich nach Ruhe.

Es gibt jemanden auf Facebook, der so mega erfolgreich ist — Buch geschrieben, Speaker auf sämtlichen Portalen und Veranstaltungen und und und- ich folge demjenigen schon lang. Das ist jemand, zu dem man aufschaut. DER hat es wirklich geschafft. Und ich dachte immer “woooooooow!” Derjenige war tatsächlich eine Inspiration für mich, an mich zu glauben — Vertrauen in mich zu haben. Später lese ich, dass die Beziehung daran zerbrochen ist. Jetzt geht er halt allein durch’s Leben. …. und ich frage mich, ob man wirklich immer Opfer bringen muss. Irgendetwas bleibt doch immer auf der Strecke.

Und was ist eigentlich ERFOLG?

Haben wir immer nur dann Erfolg, wenn wir uns fast selbst vergessen? Ich las auf Instagram von einigen Tagen von einem “erfolgreichen” Fotografen über dessen Erschöpfung und dass er denkt, dass er kurz vor einem Burn Out ist.

Man funktioniert… man kennt es halt nicht anders. Man möchte mithalten. Mit allen, die dort mitspielen in diesem großen Becken!

Das war für mich auch alles immer so normal. Immer erreichbar. Immer zur Stelle. Ich fange an, das anders zu sehen. Mit einem Kind an der Seite merkt man schnell, wo die digitale Medienwelt hinführt und vor allem - wie schnell sich alles entwickelt. Wer soll da noch mithalten?

Natürlich ist man erfolgreich, wenn man fleißig ist. Das liegt auf der Hand, dass es so ist. Meistens zumindest. Und was genau macht uns jetzt daran glücklich? Dass wir erfolgreich sind? Weil wir es endlich geschafft haben und sich die Arbeit einfach so richtig gelohnt hat? Aber zu oft haben wir darüber vergessen, wer wir sind, und wie es ist, zu leben.

Das Resultat:

Sicher habe ich oft genug nicht den Spagat geschafft — den Spagat zwischen Arbeit und Privatleben. Sicher ist mein Sohn auch zu kurz gekommen. Nicht nur mein Sohn. Auch Freundschaften, auch Beziehungen.

Wenn Du nicht online bist, bist Du RAUS!

Seit einiger Zeit merke ich, dass das einfach nicht alles ist. Ich frage mich immer öfter, warum so viele Menschen abends noch online sind und Ihre Bilder auf sämtlichen Plattformen posten — nachts um 24 Uhr. Das hab ich immer und immer wieder gesehen. Weil ich selbst um die Zeit online war. Mittlerweile gibt es bei mir bewusst immer mehr Abende, an denen ich nach einem Film ins Bett gehe. Um 22:00 Uhr. Das sind Abende, an denen ich bewusst nichts mehr beantworten und posten möchte.

Instastories.

Jeder macht es. Um das zu machen, muss man Zeit haben. Wieso haben alle so viel Zeit? Erst einmal, um sie zu machen. Und dann, um bei anderen alles anzugucken. Ich mache das nur manchmal, und denke mir immer noch.….bin ich jetzt raus, weil ich das nicht TÄGLICH mache?

Jeder soll tun, was er möchte. Ich möchte nichts und niemanden kritisieren. Ich möchte nur bewusst machen, wo so etwas hinführen kann. Vor Allem weil jeder nur das Beste von sich zeigt - zeigt Euch doch einfach mal so, wie Ihr seid - gerne auch mal morgens nach dem Aufstehen mit Augenringen.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ein Spruch, der meist darauf gemünzt ist, etwas zu wagen, mutig zu sein… um eben genau DADURCH zum Erfolg zu gelangen. Mach Facebook auf, und Dir wird ständig nur gepredigt, dass Du erfolgreich sein musst und wie Du das am Besten anstellst. Social Media is KING!

Der Spagat zwischen Privatleben und Business. Und die Angst, einfach raus zu sein, wenn man nicht so mitspielt, wie andere es erwarten.

Und genau DAS ist das gefährliche an der Sache. Andere erwarten- und Du tust.

Nicht so einfach alles. Aber sicher ist es lohnenswert darüber nachzudenken, den Mut auch aufbringen zu wollen, einfach mal an sich und sein eigenes Leben zu denken. Mut, private Dinge anzupacken. Mut, an seine Gesundheit zu denken. Und den Mut, darauf zu Vertrauen, dass nicht alles verloren ist, wenn man sich für eine Zeit mal zurückzieht, um aufzutanken.

Das Leben ist zu lebenswert.….….….….….….