Mein Fazit nach 365 Tagen hauptberuflich selbständig. better life....?

 

Auf einmal war er da, der Tag X.


Nach einigen Abenden, an denen es mir echt schlecht ging, geweint habe und mich emotional neu ordnen musste nach meinem Job-Verlust, hatte ich eigentlich schon einen ganz konkreten Plan wie das jetzt so bei mir weitergehen sollte.

Wenn da nicht diese ANGST wäre. Ich habe gelernt, diese anzunehmen und mir immer wieder zu sagen, dass es okay ist. Sicher gibt es auch Menschen die völlig angstfrei sind, aber ich war schon immer ängstlich und ein enormer Sicherheitsmensch. Schon allein wegen der Verantwortung zu meinem Sohn.

Ich habe mich mittlerweile davon verabschiedet, was Andere meinen… egal ob ich Ratschläge bekam, ich solle das nicht machen und mir besser wieder einen sicheren Job suchen. Hier wird man jedesmal in die Normen und Werte der Gesellschaft gedrückt.

Es ist völlig egal, was Andere sagen. DU bist DU - mit allen Fehlern, Stärken - und natürlich auch Ängsten. Du bist Du und kannst niemals gleich dem sein, der dir all die feinen Ratschläge gegeben hat. Lebensumstände sind nunmal von jedem anders….jeder hat andere Fehler. Jeder andere Stärken. Und VOR ALLEM: Niemand auf der Welt ist perfekt. Niemand!

Ist es eine Option, nie etwas anzugehen, nur weil man Angst hat?

IMG_1353.jpg

Da es für mich keine Option war, mich von Angst begleiten und lähmen zu lassen, habe ich mich relativ früh schon um Unterstützung gekümmert, noch bevor ich mich hauptberuflich selbständig gemacht habe. Denn Ängste liegen oft darin begründet, dass man eine Art Unwissenheit in sich trägt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und liebt seine Komfortzonen. Da raus zu kommen, ist erst einmal nicht möglich, weil ja bequem :)

Ich traf Sinah, die schon lange selbständig ist und 2 Brautmodengeschäfte besitzt. Sie gab mir Business-Coachings und lehrte mich, wie ich meine Zahlen lese und vor Allem verstehe. Ich hatte jemanden an der Hand, der mir Step by Step erklärte, wie Selbständigkeit “funktioniert”.

So war ich ab sofort durch Sinah auf meiner Zahlen-Ebene gut eingestellt und wusste von nun an, wie ich alles genau im Blick habe und funktioniert und hatte keine Angst mehr.

Wenn da nicht noch die andere Seite wäre - das reale, private Leben neben der Selbständigkeit.

Auch hier hat sich viel verändert. Sehr viel - wenn nicht beinahe alles.

Ja, Selbständigkeit ist ein ganz anderes Leben, was nicht immer vom schönen Schein begleitet wird, den man so bei Instagram und Co. von Anderen mitbekommt. Ich denke jeder weiss ja mittlerweile, dass Social Media die nicht reale Welt ist.

Es wird einem so viel vermittelt, an was wir uns als Menschen automatisch messen. Das ist sehr traurig und nicht gesund. Und baut natürlich Druck auf. Ich muss auch so wie die Anderen. Muss ich?

Ich musste erst einmal lernen.

Lernen, mich auch dann morgens aus dem Bett zu quälen, wenn ich eigentlich erstmal keine To-Do-Liste für den Tag hatte (und JA!- diese Tage gibt es auch!) Ich bin schon froh, dass ich durch meinen Sohn jeden Morgen aus dem Bett gezwungen werde. Aber auch da wird erst einmal die Jogginghose angezogen… und bleibt auch bis abends an, bis ich ins Bett gehe.

Monatelang habe ich mich morgens immer wieder hingelegt, weil ich mir den Luxus dieser neuen Art von Leben nicht nehmen, sondern in vollen Zügen genießen wollte. Irgendwann hat mich das so sehr genervt, weil ich ständig das Gefühl hatte, den Tag verpasst und nichts fürs Business getan zu haben.

Oft ist es so, dass ich mich nicht aufraffen kann, gerade dann, wenn die Jogginghose sooooo gemütlich ist. Dann ist sogar der Kühlschrank leer geblieben, weil ich nicht mal zum Einkaufen raus wollte. Erst habe ich gedacht - mensch ist das geil. Aber irgendwann dreht sich das Blatt und man versteht, dass man hart an sich arbeiten muss wenn man es halt anders kennt. SELBSTDISZIPLIN und STRUKTUR IM ALLTAG ist das A und O.

Wie oft haben mir die Leute gesagt - “Ja Mel… dann steh doch einfach wie früher im Angestelltenverhältnis auch ganz normal auf!” Ja klar! Gerade im Winter, wenn es draussen noch dunkel ist, möchtest Du einfach nicht im dunklen Wohnzimmer ganz allein vor der Glotze sitzen. Wenn man doch nochmal ins Bett kann?!

Auch hier musste ich lernen, dass Aussagen Anderer zwar lieb gemeint, aber nichts für mich sind. Sicher soll es Menschen geben, die das so können. Es gibt Frühaufsteher, Langschläfer, Kaffee-oder Teetrinker….Räuber und Indianer.

Ich entschied mich für ein Leben in Jogginghose. Und erst heute sage ich für mich, das ist okay für mich. Ich zeige mich mittlerweile auch in Jogginghose auf social Media und sage es ganz offen, dass es so ist. Warum soll ich denn für Andere etwas machen, was ich nicht bin? Abgewandt von Normen und Werten, einfach frei für mich entschieden.

Teilweise war es so, dass ich den ganzen Tag mit niemandem geredet habe, weil eben alle arbeiten sind. Viele denken, dass man sich dann doch ein schönes Leben machen und sich mit anderen Selbständigen aus der Branche ständig zum Frühstücken treffen kann. Die Realität sieht anders aus. Man macht das Mal - aber am Ende haben auch andere Selbständige nicht immer Zeit dazu und arbeiten halt. Wir hängen ja nicht alle jeden Tag auf der Couch rum und tun NICHTS!

Jedes Mal, wenn ich mal ein gemeinsames Frühstück mit einer selbständigen Freundin gepostet habe, kamen Nachrichten darauf wie “DU hast aber ein Leben"!!!” oder “So gut wie Du möchte ich es auch mal haben!”. Warum mein Leben jetzt hier besser sein sollte als das von Anderen kapier ich nicht. Stimmt, ich habe heute ja nichts gepostet, als ich noch um 24 Uhr am Schreibtisch saß, wo andere längst am Schlummern sind. Auch da wird ja wieder ganz klar, was social Media mit den Menschen macht. Jeder denkt sich seinen Teil zu dem, was er da gerade sieht.

Selbständig zu sein bedeutet Ehrgeiz und Selbstdisziplin. Natürlich gibt es immer Vorteile - aber eben auch Nachteile. Das ist bei ALLEM so.

Soziale Kontakte, wie ich sie damals im Büro hatte, sind heute ganz anders. Zumindest bei mir. Mir fehlen die kleinen Pausen in der Kaffeeküche mit meinen Kollegen. Oder die Mittagspläuschchen über Gott und die Welt. Mir fehlt es mich morgens fertig zu machen und mit meinem kleinen Auto zur Arbeit zu fahren und die Musik laut aufzudrehen mit der Vorfreude auf all meine Kollegen.

Heute kommuniziere ich viel über WhatsApp mit Freunden, die auch selbständig sind. Damit ich überhaupt mal rede. Eigentlich gibt es immer was zu tun, und wenn nicht, muss man lernen, damit umzugehen. Und das ist echt schwer. Auch hier wird Social Media wieder ein Instrument des Drucks.

Zu Lernen, den Kopf auszuschalten, denn bei Selbständigen dreht der sich eigentlich ständig. Tag und Nacht. Da, wo ich damals um 16 Uhr den Stift fallen lassen konnte im Büro, muss ich mir heute ganz bewusst Zeiten setze, dass ich den Stift überhaupt mal fallen lasse. Denn irgendwas ist immer. Ich arbeite heute mehr als im Angestelltenverhältnis und mein Kopf rattert 24 Stunden am Stück. Aber ich arbeite für mich, und das ist schon ein sehr sehr schönes Gefühl. Dinge, die ich ändern möchte, kann ich sofort ändern, ohne erst einmal mit meinem Chef sprechen zu müssen.

Dennoch ist es so, dass ich erst einmal lernen musste, mir selbst Pausen und Auszeiten zu schaffen, damit ich nicht vor die Hunde gehe. Dann habe ich wieder viel geschlafen weil ich so kaputt vom Wochenende war - ein Teufelskreis.

Heute weiss ich, was ich mir zutrauen kann und was nicht, dazu gehört in jedem Fall auch mal NEIN zu sagen. Wer mehr arbeitet, ist schneller müde und kaputt. Kollegen sprachen teilweise von Burnout. Wisst Ihr eigentlich wie schwer das ist, da den richtigen Mittelweg zu finden?

Jeder muss für sich selbst herausfinden, was geht und was nicht, was er sich zumuten kann und was nicht. Da helfen auch Fragen über die Handhabung anderer Kollegen oft nichts, denn jeder ist anders gestrickt. Das muss man auch erstmal lernen.

Ich musste für mich lernen, dass Arbeitsabläufe heute ganz anders sind als damals in meinem Angestelltenverhältnis. Ein Instagram-Post, den ich damals so zwischen Tür und Angel aus dem Büro raus mal gemacht habe, gehört heute zu meinem persönlichen Arbeitsalltag. Sicher denkst Du jetzt - boah geil - ein Instagrampost ist ihre Arbeit. Ja, ist auch geil irgendwie. Aber das erstmal zu verstehen, dass das so ist. Oft saß ich da und habe meiner Fotografenkollegin am Telefon gesagt -”Boah, ich habe heute noch nichts gemacht!!” Und sie fragte - wieso…erzähl…! Und da wurde mir auf einmal bewusst, dass ich schon einige Dinge für mein Business erledigt hatte. Post hier, Post da, Blog-Beitrag, YouTube-Video über Lightroom angeschaut…!

Durch dieses Denken kommt man schnell in einen Teufelskreis und meint, man müsse jetzt noch mehr tun und noch mehr, weil man das Gefühl hat, eigentlich nichts getan zu haben. Der Kopf ist nicht aus - nie!

Ich schaue aus dem Fenster, sitze auf meiner Couch, natürlich in Jogginghose.

Schön ist es, zu wissen, dass ich in den Genuss kommen durfte, mein Hobby zum Beruf zu machen. Es gibt nichts Schöneres, als Hochzeiten und Familien bei ihren Momenten zu begleiten. Und ich liebe jeden Arbeitschritt, der damit verbunden ist. Heute liebe ich sogar das Sortieren meiner Belege für den Steuerberater und das Eintragen meiner Zahlen in meine Excellisten.

Was ich vermisse - sind immer noch meine Arbeitskollegen und den routinierteren Ablauf, wenn man angestellt ist.

Wie Ihr seht, es hat alles seine Vor-und Nachteile. Das ist im Leben immer so, und niemand ist davor sicher. Alle Menschen haben ihre ganz normalen Alltags-Probleme. Jeder auf seine eigene Weise. Es ist nicht alles Gold was glänzt - jeder zeigt nur das, was er zeigen möchte. Und oft ist das eben nicht das Alltags-Problem.

Ich erinnere an dieser Stelle nochmal an meinen Frühstückspost mit meiner Freundin. Unter der Woche, wo alle Anderen so im Büro sind.

Es ist ganz wichtig, in sich hineinzuhorchen was einen glücklich macht. Und das kann ganz Anders aussehen als das, was ein Anderer macht.

Es hat fast 1 Jahr gedauert, bis ich dieses andere Leben als Selbständige gelernt und akzeptiert habe. Dass Jogginghosen-Tage dazu gehören, dass mein Kühlschrank auch mal leer bleibt, dass ich einfach mein Ding mache und mich von anderen Dingen nicht unter Druck setzen lasse, dass es schön ist, mein eigener Chef zu sein, dass ich frei entscheiden kann was ich jetzt arbeiten möchte und dass ich ein bisschen härter mit mir ins Gericht gehen muss, damit ich mir Auszeiten schaffe und Kraft tanke.

IMG_1354.jpg

Glücklich sein im Business ist eigentlich ganz einfach.

Ängste und Probleme erkennen und sie anpacken. Jeder ist schließlich seines eigenen Glückes Schmied und für Probleme gibt es auch immer Lösungen.

Schau auf Dich und verliere Dich nicht. Sei Du selbst und akzeptiere Dich so wie Du bist. Tue das, womit auch immer Du Dich wohl fühlst und verlasse Dich nicht auf Normen und Werte. Nur weil Andere etwas für richtig halten oder falsch, heisst es nicht, dass es bei Dir genauso sein muss.

Selbständigkeit zwingt Dich dazu, mehr auf Dich zu hören, Deinen eigenen Weg zu finden - wie auch immer der aussehen mag. Und dann bist Du auch glücklich und zeigst Dich auch gerne mal in Jogginghose - weil Du Dich einfach zufrieden so fühlst.

In diesem Sinne: meine Selbständigkeit war neben einigen anderen Dingen das Beste, was mir passiert ist.

Aus all meinen Erfahrungen und gesammelten Erkenntnissen in dieser Zeit sind 2 wundervolle Projekte entstanden, die ich Euch heute zusammen mit wunderbaren Kollegen anbieten darf.

Zusammen mit meinem Business-Coach Sinah habe ich ein Buch geschrieben, welches für Alle, die sich selbständig machen wollen, ein super Start-Up ist! Hier erzähle ich von meinen Ängsten in der Anfangsphase und wir geben jede Menge Input, das Du brauchst, um perfekt vorbereitet zu sein auf Deine Selbständigkeit.

Wer Interesse hat - hüpft doch mal auf die Seite und lest Euch durch, was Euch da erwartet.

Zusammen mit meiner Freundin und Fotografenkollegin Brigitte Foysi wird es dieses Jahr in 2020 einen wunderbaren Workshop geben, in dem wir unseren Teilnehmern mit vielen Tipps und wertvollem Input mehr Zufriedenheit und Glücklichsein im Business vermitteln wollen. Dazu bald mehr :)